“Das Internet vergisst” “Telepolis”-Archiv gelöscht: “Was dokumentiert bleibt, entpuppt sich als Machtfrage.”
kontextwochenzeitung.de/medien…
"Geschichte wird zur Ware (…) “Wirklich gefährlich”, sagt Rötzer [“Telepolis”-Chefredakteur], sei die mit den Löchern im digitalen Gedächtnis einhergehende Möglichkeit zur Geschichtsfälschung. Denn während gedruckte Presseerzeugnisse in der Deutschen #Nationalbibliothek archiviert werden, fehle ein Pendant für #Netzinhalte. So bestehe nun die Möglichkeit, dass ein #Verlag oder eine Redaktion "einzelne Artikel rausnehmen kann, die man dann überarbeitet und dann wieder publiziert (…)
Wenn Beiträge dagegen überarbeitet werden, zieht Rötzer Parallelen zur stalinistischen Methode, Personen auf Fotos verschwinden zu lassen, als hätte sie es nie gegeben. Oder auch zum Wahrheitsministerium in Orwells “1984”, das beständig die Vergangenheit umschreibt – nur eben mit dem Unterschied, dass hier nicht Regierungen, sondern privatwirtschaftliche Akteure bestimmen, wie die Geschichte aussehen soll. (…)
Daneben macht Blome ein weiteres Problemfeld auf: Denn bei einer Archivierung durch private Anbieter gelte die #Marktlogik: “Was kostet, muss sich lohnen. Was sich nicht lohnt, kommt weg.” Als etwa Paramount Global “sang- und klanglos die Webseiten von #MTV News und Country Music Television” eingestellt habe, gingen “jeweils Archive mit mehr als zwanzig Jahren Popkultur- und Musikjournalismus verloren”. Laut einer Studie des Pew Research Center seien 38 Prozent aller Webseiten, die 2013 existierten, zehn Jahre später nicht mehr verfügbar gewesen.
Ein Teil dessen, was verloren ging, ist in Internet-Archiven gesichert, so auch ein paar tausend “Telepolis”-Artikel. Allerdings ist der Betrieb dieser Portale ehrenamtlich, nicht lukrativ und die Urheberrechtsklagen von Verlagen häufen sich.
Dass das #Internet nichts vergisst, erweist sich daher als gefährlicher Fehlschluss. Was #Geschichte bleibt, entpuppt sich insbesondere im digitalen #Kapitalismus als Eigentums- und Machtfrage"
Ein Teil dessen, was verloren ging, ist in Internet-Archiven gesichert, so auch ein paar tausend “Telepolis”-Artikel. Allerdings ist der Betrieb dieser Portale ehrenamtlich, nicht lukrativ und die Urheberrechtsklagen von Verlagen häufen sich.
In Deutschland ist das sowieso verboten. Fair Use gibt es hier nicht. Dann kommt noch die DSGVO dazu. Die Situation ist schon so gewollt.
Hier irrt sich Rötzer: Die deutsche Nationalbibliothek hat auch den Auftrag, den deutschen Teil des Internets zu archivieren und kommt dem auch nach.
Siehe auch: https://www.dnb.de/DE/Professionell/Sammeln/Sammlung/_Websites/sammlung/_websites/_node.html
@jk Hm die Frage ist ja letztendlich was genau da archiviert wird. Twitter? Um die Entwicklung zur reaktionären rechtextremen Hassplattform nachvollziehen zu können?
Schwierig. Hier die offizielle Ankündigung durch den Heise-Verlag:
Florian Rötzer kann sich hier riesig beschweren, aber leider muss man sagen, dass er als Chefredakteur von Telepolis nach vielversprechenden Anfängen dann arg abgebogen ist. Telepolis war streckenweise voller Verschwörungstheorien, voller Schwurbelartikel, politischer Wirrköpfe und das Forum war eines der gruseligsten im deutschen Internet. Ich kann den Heise-Verlag und die neue Chefredaktion gut verstehen, dass sie da einen Schnitt machen und die toxischen Altlasten aus dem Archiv offline nehmen.
@Obelix OK ist doch umfangreicher. Aber die Frage bleibt. Was ist relevant?