Da es hier wieder vorkommt. Es wird mal wieder gesagt, dass sich die Leute kein Bio leisten können. Will ich mal schauen was an der Geschichte wirklich dran ist:
Die Ausgaben für Lebensmittel haben sich von 1950(38%) auf 14% in 2022 reduziert.
Für die Vergleichbarkeit: 1990: 17%
Zum Vergleich die Lebenshaltungskosten. Ich Vergleiche hier mal einfach die Lebenshaltungskosten(Nahrungsmittel, Bekleidung, Wohnung, Einrichtungsgegenstände).
1993 waren das 51,8%.
Im Zeitraum 2022-2023 Betrugen diese Ausgaben 49,8%.
https://service.destatis.de/DE/vgr-monitor-deutschland/konsum.html
Diese relativ kleine Differenz ist denke ich deswegen so klein, da wir schließlich eine enorme Inflation, Lieferschwierigkeiten, eine Energiekrise und immer noch den Ukraine Krieg haben. Wie sich das genau auswirkt kann ich aber nicht sagen.
Das Problem bei diesen Statistiken ist jedoch, dass die halt den gesamtschnitt nehmen. Dass sich die Unterschicht kein Bio leisten kann ist klar. Jedoch werde ich mich jetzt auf den Durchschnitt beziehen.
Je nach Ernährungsstil ist eine Bio Ernährung auch nicht zwingend teurer(habe leider keinen aktuellen Durschnittswert gefunden). 2014 lagen bei einer relativ Fleisch armen Kost die Mehrkosten bei ca 80€ im Jahr.(https://www.biorama.eu/studie-oeko-institut-biologische-ernaehrung/) Wer natürlich viele Tierischen Lebensmittel isst wird schon auch mehr bezahlen müssen. (https://de.statista.com/infografik/24615/preisaufschlaege-fuer-bio-lebensmittel-in-deutschland/)
Hier dann mal meine Meinung zu diesen Statistiken:
Da die Leute also gut die Hälfte ihres Geldes anderweitig ausgeben kann mir keiner Vorgaukeln dass er sich Bio nicht leisten kann. Wir haben einfach nur den Blick dafür verloren, dass Essen mehr als etwas ist was satt macht. Qualität hat halt ihren Preis. Wer sich alle paar Jahre ein Auto für zig Tausend Euro und Jedes Jahr ein Monatsgehalt für Urlaub rauspustet kann sich auch die Mehrkosten für Bio leisten. Es geht weniger um die Kosten an sich, sondern darum, dass viele ihre Statussymbole(Urlaub, Auto, Fernseher usw.)für wichtiger halten als das Essen.
Warum sollte Essen mehr als etwas sein, was satt macht?
Weil…
- …du zum satt werden auch nur Kartoffeln und Sojaschrot fressen könntest, das allein aber weder gesund noch zufriedenstellend ist
- …das Lebensmittel irgendwie produziert werden muss und unter den Produktionsbedingungen Menschen, Tiere und oder die Umwelt leiden kann. Wenn es nur auf den Output ankommt kannst du auch Eier aus Käfighaltung und Dosenmandarinen aus chinesischen Fabriken kaufen.
- …industriell verarbeitete Lebensmittel auch über künstliche Zusatzstoffe oder Pestizide enthalten können, die ggf gesundheitsschädlich sein können. Man erinnere sich an die Dioxine Geschichte
- …wir nicht in einem dritte Welt Land leben und eigentlich genug “Volkseinkommen” da ist, das wir uns einen höheren Lebensstandard leisten könnten. Wenn du nur von Notwendigkeiten bei Lebensmitteln ausgehst, dann bitte auch bei den anderen Sparten. Warum sollte Wohnen mehr sein, als ein Dach überm Kopf? Warum Kleidung mehr als ein paar Stofflaken?
Bei Vermögens- oder Einkommensverteilung ist es irreführend den Durchschnitt als Vergleich zu nehmen, weil der aufgrund von Ausreißern nach oben zu hoch liegt. Der Median oder das Maximum der Verteilung ist sinnvoller.
Du vergisst, dass sich seit 1970 die Verteilung von Einkommen aber insbesondere Vermögen stark verändert hat. Nur weil sich der Schnitt das immer noch leisten könnte gibt es immer weniger die tatsächlich in diesem Schnitt liegen.
Seit DM Alnatura für ihre eigene Bio-Linie rausgeworfen hat, hat sich Alnatura deutlich im sonstigen Einzelhandel positioniert. Inzwischen sind sie oft identisch im Preis wie normale Marken, teilweise sogar günstiger.
Funfact: Die Besitzer von DM und Alnatura sind verschwägert und können sich nicht (mehr) leiden
Nicht vergessen, dm gehört Anthroposophen, wie Alnatura auch.
Fuck, das wusste ich nicht. Wieso kann eine einigermaßen vernünftige Vorstellung von umweltgerechter Nahrungsmittelproduktion nicht einfach mal von normalen Leuten kommen, anstatt von Schwurblern wie Demeter oder Alnatura?
Bioland hat auch echt gute Standards.
Bei Demeter müssen wir glaube ich aber auch ein Stück weit ein Auge zudrücken. Das die Ideologie verrückt ist, ist klar. Jedoch bin ich der Meinung, dass das nicht unbedingt etwas schlechtes ist. Die Verschwörungstheoretischen Elemente von Demeter verursachen meiner Meinung nach eigentlich keine Minderung in der Qualität oder Umweltverträglichkeit. Daher bin ich auch bereit darüber hinwegsehen.
Ich denke drüber hinwegsehen ist der falsche Weg, du musst erst mal ganz genau hingucken wie tief diese verrückte Ideologie geht um zu verstehen wie sie Menschen beeinflusst und für noch viel schlimmere Ideologien öffnet, verbunden mit einem starken “wir” Gefühl eines definitiven Kultes.
Demeter ist buchstäblich eine “Einstiegsdroge” zu Querdenken, Corona-Leugnung, Schwurbeln, Verschwörungsmythen und das geht bis zu rechtsradikaler Blut und Boden Rhetorik und Reichsbürgertum. Der Übergang ist fliessend, weil wenn man mal an eine verrückte Ideologie glaubt, warum dann nicht auch an die nächste und nächste.
https://anthroposophie.home.blog/landwirtschaft/
Bitte lies das, weil wie sich Kuhmist in geistigen Mist verwandelt, wie Landwirte zu Magiern werden etc., ist einfach lesenswert und dann überlege wer an das glaubt und an was diese Person dann noch zu glauben bereit sein könnte.
Ich sage das nicht aus dem Blauen heraus, sondern weil ich das bei Bekannten genau so erlebt habe.
Steiner ist wissenschaftsfeindlich und rassistisch aber auch sein sonstiges Menschenbild ist furchtbar. Da ist es dann ok wenn Kinder nach der Masernparty an Masern versterben, weil es der Auslese dient und es ist halt das Karma des Kindes und nicht das Versagen der Eltern die es hätten impfen lassen können.
https://anthroposophie.home.blog/2018/08/22/das-tote-kind-und-der-mobelwagen/
https://anthroposophie.home.blog/2018/08/24/geisteskrank-durch-impfungen/Und nach der Ablehnung des Impfens kam die Ablehnung der Coronamaßnahmen und man gerierte sich als die nächste Anne Frank. Antroposophie verträgt sich gleichzeitig auch gut mit Antisemitismus und anderen rechtsradikalen Anschauungen.
Und Esotherik und Antroposophie ist speziell ein Einstiegsweg für Frauen in die Verschwurblerszene: https://www.der-rechte-rand.de/archive/7944/verwurzelt-mit-der-erde-frauen/
https://anthroposophie.home.blog/2018/08/23/impfgegner-und-andere-verschworungstheoretiker/
https://www.der-rechte-rand.de/archive/7955/steiner-anthroposophie-rasse/
Es ist ein bodenloser Abgrund und ein Grund warum ich seit Jahren bei den Ba-Wü Grünen gegen Zuckerkügelchen und linken Antisemitismus und Impfmüdigkeit kämpfe und immer wieder kriecht das zu uns rüber aus den Demeter Bauernhöfen und der Ecke der Hebammen.
Bei Demeter müssen wir glaube ich aber auch ein Stück weit ein Auge zudrücken. Das die Ideologie verrückt ist, ist klar. Jedoch bin ich der Meinung, dass das nicht unbedingt etwas schlechtes ist.
Ich hab aber keine Lust, so eine dumme, verschwurbelte Scheiße mit meiner Kohle mitzufinanzieren.
Mal ganz abgesehen von der Nähe des Verbands zu Leerdenkern und dass die Ideologie dahinter einfach fucking Nazischeiße ist.
Sehe ich anders. Durch den Kauf von demeter-Produkten unterstützt du halt die Antroposophie mit. Und das umfasst unter anderem Wissenschaftsfeindlichkeit und Rassismus. “Ein Auge zudrücken” führt meiner Meinung nach nur zu solch tollen Sachen wie Corona-Leugnern und einer Normalisierung von faschistischen politischen Meinungen.
Ich finds immer nur sehr schade, dass die, die viele Dinge sehr richtig machen, es aus äußerst verqueren Gründen tuen.
Ich glaube, ein großer Teil unseres heutigen moralischen Kompasses basiert auf Religion und “Schwurbel”. Wie willst du sonst eine große Masse von Menschen davon überzeugen, dass bestimmte Dinge falsch sind, obwohl sie aus rein egoistischer Perspektive erstmal vorteilhaft für die Person sind? Stehlen bringt für den Dieb erstmal nur Vorteile, solange er nicht erwischt und bestraft wird. Ein besonders geschickter Dieb hätte also nichts zu befürchten. Erst aus dem Glaube heraus, dafür im Jenseits zur Rechenschaft gezogen zu werden, gibt es eine Begründung, das richtige zu tun. Bei Tierwohl verhält es sich leider ähnlich. Der Kapitalismus straft erstmal jeden Landwirt ab, der mehr tut als unbedingt nötig. Wenn ein bisschen Schwurbel dafür sorgt, dass Natur und Tiere ein wenig geschont werden, so kann ich damit erstmal leben, auch wenn ich vom Schwurbel selbst überhaupt nichts halte. Die Schattenseite ist leider, dass derselbe Schwurbel auch instrumentalisiert werden kann, um eben nicht das moralisch richtige, sondern irgendwelchen völkischen Ideologien o.ä. zu begründen.
Weil wir halt nichts schönes haben können. Die haben so eine tolle Nuss Nugat Creme 😢
Musst du eben dein eigenes Glaubenssystem aufmachen. Die derzeitige Alternative ist “Markt”-“Logik”. Und das ist auch ein sehr wackeliges Glaubenssystem, das aber so stark normalisiert ist, dass es nur selten auffällt, wie krass dieses Glaubenssystem an Realität und Gemeinwohl vorbeischießt.
