Welches Fach für das Pflichtfach Informatik weichen könnte und wie die Hochschulen angehende Informatik-Lehrkräfte ausbilden, erklärt Christian Spannagel.
Als Informatiker halte ich das Pflichtfach Informatik mit den mir bisher bekannten Inhalten für eine unglaublich dumme Idee.
Informatik ist Automatentheorie und hat mit der Nutzung eines Computers erst mal nur wenig zu tun. Die Schüler bekommen ein Fach namens Informatik, weil die Industrie neue Arbeitsdrohnen braucht. Informatiker werden sie davon aber noch längst nicht. Sie lernen dort, nützlich zu sein, aber sie lernen dort nichts Nützliches.
Einen Computer kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jeder Vorschüler besser als die meisten Informatiklehrer bedienen. Mit Informatik hat das aber nichts zu tun.
An unserer NRW-Schule programmieren sie in Klasse 5/6 mit Scratch und setzen sich u.a. mit Kryptographie auseinander. Im Diff-Kurs und im Feldversuch Sek I erlernen sie Python und programmieren damit Sensoren und Roboter, in der Oberstufe geht es breit mit Objektorientierung, Netzwerken, Suchen und Sortieren, Datenstrukturen, Automaten, etc. weiter.
Wir sind auch über Medienbildung à la „bisschen Office“ deutlich hinaus.
Programmieren in Python ist angewandte Informatik, aber das bringt halt nur was, wenn man vorher etwas gelernt hat, das man anwenden kann. Da ist dieser schmale Grat zwischen „etwas können“ und „etwas verstehen“. Letzteres ist Aufgabe von Schulen, Ersteres nicht. Ich gebe aber zu, das klingt nicht so übel wie ich dachte.
(Persönlich finde ich Python schlimm, sie hätten Pascal als Lehrsprache behalten sollen. Aber das ist natürlich nicht das Thema. ;-))
ich hab auch schon oft versucht dieses sentiment klar zu machen: informatik ist nicht “wie benutze ich einen computer”. das wäre, etwas überspitzt, wie ingeneurswissenschaften im vergleich zu autofahren.
obwohl wir tatsächlich “richtige” theorie über algorithmen und so dann gelernt haben, fing das erste semester bei mir in der schule (keine ahnung 7te oder 8te klasse, bin 2013er abi jahrgang) an mit “ok erst word und powerpoint lernen, und dann, aber ganz vorsichtig weil das ist voll kompliziert, excel, für die fortgeschrittenen unter euch”. das hatte mich damals schon aufgeregt, obwohl ich noch garkeine erfahrung mit informatik so richtig hatte, wusste ich, dass das eigentlich nicht sinn der sache sein sollte.
ich hätte es am geilsten gefunden wenn die uns alle vor ne konsole gesetzt hätten und wir so alles gelernt hätten. wir hatten zwar basic gelernt, was mit bock gemacht hatte, aber dann sind wir relativ schnell zur bunticlicki-hölle namens borland delphi gewechselt. wer isr auf diese grandios dumme idee gekommen? besonders geil weil wenn man damit zuhause spielen wollte musste man sich ne lizenz von der schule iwie holen und als ob da jemand außer den strebern wie mir (der sich auch noch nen windows emulator für macos geholt hatte) bock drauf hatte.
das sollten zwei verschiedene kurse sein: computerkunde und informatik.
btw ersteres ist schon iwie wichtig: anscheinend durch das ganze smartphone und app ökosystem verstehen kinder heutzutage angeblich nicht das konzept von ineinandergeschachtelten ordnern/verzeichnissen und wie daten auf einem computer konzeptionell strukturiert sind. oder dass google nicht “das internet” ist sondern eine suchmaschine. und so viele andere ähnliche sachen die ich natürlich den kindern nicht übel nehmen kann…
Nun, Delphi (also Object Pascal, das gibt’s mittlerweile auch gratis; entweder die “Community Edition”, die kaum weniger kann als das “große” Delphi, oder direkt Free Pascal mit Lazarus als IDE) ist schon keine schlechte Wahl, um Programmieren zu lernen. Eine außerordentlich blöde Angewohnheit von Lehrern ist es aber tatsächlich, dass sie davon ausgehen, dass Schüler zu Hause gar keinen Bock auf Computer haben und man ihnen darum eklig teure Software als “das nehmt ihr jetzt gefälligst alle” präsentieren darf.
Informatik ist einfach ein schlecht gewählter Name. Auch abseits von wirtschaftlicher Verwertbarkeit sind inzwischen Grundkenntnisse im Umgang mit IT-Systemen eine wichtige Kulturtechnik geworden, denn entsprechende Systeme sind inzwischen überall und Leute schaden ständig durch falschen Umgang damit anderen und sich selbst.
Die “wirstschaftsfreundliche” MS-Office Anwenderschulung, aus der der typische “Informatik”-Unterricht besteht ist, natürlich auch in der Hinsicht Blödsinn, denn der vermittelt nur den Umgang mit einem spezifischen Anwendungspaket, ohne wirklich Grundfertigkeiten im Umgang mit Computersystemen im Allgemeinen zu vermitteln. Bediendeppen, die schon damit überfordert sind, wenn ein Button in der neuen Version einer Anwendungssoftware plötzlich eine andere Farbe hat, nützen letztendlich nicht mal der Wirtschaft™.
Als Informatiker halte ich das Pflichtfach Informatik mit den mir bisher bekannten Inhalten für eine unglaublich dumme Idee.
Informatik ist Automatentheorie und hat mit der Nutzung eines Computers erst mal nur wenig zu tun. Die Schüler bekommen ein Fach namens Informatik, weil die Industrie neue Arbeitsdrohnen braucht. Informatiker werden sie davon aber noch längst nicht. Sie lernen dort, nützlich zu sein, aber sie lernen dort nichts Nützliches.
Ah, Neoliberalismus.
Einen Computer bedienen können ist nicht nützlich?
Natürlich ist es nützlich. Aber Informatik ist zu Computer-Benutzen was Maschinenbau zu Autofahren ist.
Das ist es ja, genau das lernt man vielfach eben nicht
Einen Computer kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jeder Vorschüler besser als die meisten Informatiklehrer bedienen. Mit Informatik hat das aber nichts zu tun.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit trifft das leider in den Generationen seit dem iPhone nicht (mehr) zu.
Auch wahr. Mist.
Hat wenig mit Informatik zu tun.
An unserer NRW-Schule programmieren sie in Klasse 5/6 mit Scratch und setzen sich u.a. mit Kryptographie auseinander. Im Diff-Kurs und im Feldversuch Sek I erlernen sie Python und programmieren damit Sensoren und Roboter, in der Oberstufe geht es breit mit Objektorientierung, Netzwerken, Suchen und Sortieren, Datenstrukturen, Automaten, etc. weiter.
Wir sind auch über Medienbildung à la „bisschen Office“ deutlich hinaus.
Was fehlt Dir genau?
Programmieren in Python ist angewandte Informatik, aber das bringt halt nur was, wenn man vorher etwas gelernt hat, das man anwenden kann. Da ist dieser schmale Grat zwischen „etwas können“ und „etwas verstehen“. Letzteres ist Aufgabe von Schulen, Ersteres nicht. Ich gebe aber zu, das klingt nicht so übel wie ich dachte.
(Persönlich finde ich Python schlimm, sie hätten Pascal als Lehrsprache behalten sollen. Aber das ist natürlich nicht das Thema. ;-))
oh ja absolut dies.
ich hab auch schon oft versucht dieses sentiment klar zu machen: informatik ist nicht “wie benutze ich einen computer”. das wäre, etwas überspitzt, wie ingeneurswissenschaften im vergleich zu autofahren.
obwohl wir tatsächlich “richtige” theorie über algorithmen und so dann gelernt haben, fing das erste semester bei mir in der schule (keine ahnung 7te oder 8te klasse, bin 2013er abi jahrgang) an mit “ok erst word und powerpoint lernen, und dann, aber ganz vorsichtig weil das ist voll kompliziert, excel, für die fortgeschrittenen unter euch”. das hatte mich damals schon aufgeregt, obwohl ich noch garkeine erfahrung mit informatik so richtig hatte, wusste ich, dass das eigentlich nicht sinn der sache sein sollte.
ich hätte es am geilsten gefunden wenn die uns alle vor ne konsole gesetzt hätten und wir so alles gelernt hätten. wir hatten zwar basic gelernt, was mit bock gemacht hatte, aber dann sind wir relativ schnell zur bunticlicki-hölle namens borland delphi gewechselt. wer isr auf diese grandios dumme idee gekommen? besonders geil weil wenn man damit zuhause spielen wollte musste man sich ne lizenz von der schule iwie holen und als ob da jemand außer den strebern wie mir (der sich auch noch nen windows emulator für macos geholt hatte) bock drauf hatte.
das sollten zwei verschiedene kurse sein: computerkunde und informatik.
btw ersteres ist schon iwie wichtig: anscheinend durch das ganze smartphone und app ökosystem verstehen kinder heutzutage angeblich nicht das konzept von ineinandergeschachtelten ordnern/verzeichnissen und wie daten auf einem computer konzeptionell strukturiert sind. oder dass google nicht “das internet” ist sondern eine suchmaschine. und so viele andere ähnliche sachen die ich natürlich den kindern nicht übel nehmen kann…
Nun, Delphi (also Object Pascal, das gibt’s mittlerweile auch gratis; entweder die “Community Edition”, die kaum weniger kann als das “große” Delphi, oder direkt Free Pascal mit Lazarus als IDE) ist schon keine schlechte Wahl, um Programmieren zu lernen. Eine außerordentlich blöde Angewohnheit von Lehrern ist es aber tatsächlich, dass sie davon ausgehen, dass Schüler zu Hause gar keinen Bock auf Computer haben und man ihnen darum eklig teure Software als “das nehmt ihr jetzt gefälligst alle” präsentieren darf.
+1 für die zwei verschiedenen Kurse übrigens.
Ich verstehe es auch nicht. Was soll deiner Meinung nach Unterrichtsinhalt sein?
Medienkompetenz, theoretische Informatik, technische Informatik, angewandte Informatik?
Alles theoretisch oder eher hands-on?
Programmieren mit Scratch.
Informatik ist einfach ein schlecht gewählter Name. Auch abseits von wirtschaftlicher Verwertbarkeit sind inzwischen Grundkenntnisse im Umgang mit IT-Systemen eine wichtige Kulturtechnik geworden, denn entsprechende Systeme sind inzwischen überall und Leute schaden ständig durch falschen Umgang damit anderen und sich selbst.
Die “wirstschaftsfreundliche” MS-Office Anwenderschulung, aus der der typische “Informatik”-Unterricht besteht ist, natürlich auch in der Hinsicht Blödsinn, denn der vermittelt nur den Umgang mit einem spezifischen Anwendungspaket, ohne wirklich Grundfertigkeiten im Umgang mit Computersystemen im Allgemeinen zu vermitteln. Bediendeppen, die schon damit überfordert sind, wenn ein Button in der neuen Version einer Anwendungssoftware plötzlich eine andere Farbe hat, nützen letztendlich nicht mal der Wirtschaft™.