Welches Fach für das Pflichtfach Informatik weichen könnte und wie die Hochschulen angehende Informatik-Lehrkräfte ausbilden, erklärt Christian Spannagel.
Religionslehre gehört in einem demokratischen Staat mit Religionsfreiheit zu den wichtigen Aufgaben der allgemeinen Schulbildung, damit eben nicht allein die organisierten Religionsgemeinschaften die alleinige Deutungshoheit im Leben religiöser Mitbürger haben. Dazu braucht es säkulare, staatlich und eben nicht von den Religionsgemeinschaften selbst ausgebildete Religionslehrer und ein fachwissenschaftlich erarbeitetes Curriculum, das alle großen (sprich: im Staatsvolk hinreichend häufig abgebildeten) Religionen nebeneinander gleich behandelt. Überkommen hingegen ist ein konfessionsgebundener Reli-Unterricht, wie er bisher bestand.
Religionsunterricht im Sinne von unvoreingenommener neutraler Aufklärung über Religion, nicht, wie üblicherweise an deutschen Schulen praktiziert, als Indoktrination durch Personal oder Anhänger einer großen Religionsgemeinschaft, wie Du richtig bemerkt hast.
Für so ein Randthema ist aber eigentlich kein eigenes Fach notwendig, das kann und sollte durchaus im Kontext anderer Fächer behandelt werden. (Geschichte, Gemeinschaftskunde, Philosophie/Ethik)
Ich finde das Argument gut, aber braucht es dafür wirklich die Zeit, die bisher dafür aufgewendet wird?
Angenommen, es sind 12 Schuljahre und Religion hat man erst ab der 3. Klasse…
Das sind dann 10 Schuljahre. 2x45 Minuten pro Woche. Durch Ferien und Feiertage kommen sagen wir mal grob 40 Wochen Schule zusammen. 40x2x45 = 3.600 Minuten pro Jahr, also 36.000 Minuten in 10 Jahren, also 600 Stunden (bzw. 800 45-Minuten-Schulstunden).
Gerade in den hohen Jahrgängen bestand bei mir der Religionsunterricht vor allem darin, Wissen aufzubauen, das ich dann nach dem Abschluss werwerfen konnte. Ich lernte Zeug, von dem ich beim Lernen zu 100% wusste, dass ich es nie wieder brauchen werde.
Warum gibt es eigentlich kein Pflichtfach “Demokratie” in unserem demokratischen Staat, damit man die Deutungshoheit darüber nicht irgendwelchen Extremisten überlässt?
Reli bestand bei mir daraus, defizite zu sammeln. Keine Sau interessiert’s und noch weniger brauchen das ‘Wissen’, welches nach der 8. Klasse vermittelt wird.
Zumindest in BW existiert das Fach “Demokratie”, heißt hier aber Gemeinschaftskunde und enthält neben politischer Bildung auch ein Teil Wirtschaft.
Und das hoch rechnen des Religionsunterrichts, echt jetzt? Wenn man realistisch etwas rüber bringen will ist eine doppelstunde notwendig und ein Thema eines großes Teilgebiets finde ich nicht übertrieben.
Auch ich musste unter schlechten Religionslehrern leiden, hatte aber auch gute und guter Religionsunterricht kann Kontext zu Themen bieten die man sonst nie mitbekommen hätte, aber trotzdem für das Allgemeinwissen und für das Verständnis der Welt sinnvoll sind. Die 10 Gebote in der richtigen Reihenfolge runterbeten gehört nicht dazu, woher der Hass auf Juden kommt aber schon.
Es gab bei uns in 12 Jahren vielleicht 2 pro familia-Tage. Man lernte, dass LGBT existiert und dass es daran nichts auszusetzen gibt. Man konnte “unangenehme” Fragen stellen. Bin froh, dass es das gab. Das sind 6 Stunden insgesamt gewesen.
Es gab in 12 Jahren kein Fach “Demokratie”, das Leute auf sowas wie die AfD vorbereitet hätte. Cool, dass man mich nebenbei darauf vorbereitet hat, nicht auf religiöse Hassprediger reinzufallen. Wenn das doch auch für politische Hassprediger gegolten hätte…
Wenn ich das jetzt 600 Stunden gegenüber stelle…
Vielleicht sollte ein Fach Gemeinschafskunde all das obige tun + Religionen allgemein erklären…
Ich würde dir auf jeden Fall recht geben, dass eine Einzelstunde pro Woche praktisch nicht wirklich nutzbar ist. Wenn man den Religionsunterricht kürzen will, dann würde sich vielleicht eher die Frage stellen, ob man das Fach durchgehend braucht. Man könnte ja z.B. 1-3 Jahre in der Mitte herausnehmen und sagen in der Grundschule gibt es das Allgemeinwissen (Bibelgeschichten, Feste etc) und später gibt es dann nocheinmal einen Block mit kritischerer Auseinandersetzung für alle die das wollen.
Für mich als Agnostiker ist das beste Argument für den Religionsunterricht, dass die Alternative private Religionslehre ist, bei der man sehrviel weniger Übersicht hätte, was denn genau gelehrt wird.
Und du hast recht, dass guter Religionsunterricht definitiv eine Bereicherung sein kann, aber ich würde zumindest die Frage in den Raum stellen ob es dafür halt die Religion braucht. Oder ob man ähnliches Allgemeinwissen und Weltverständnis nicht auch in anderer Form vermitteln könnte.
Unser “Ethik”-Unterricht in der Oberschule bestand darin schlechte Noten zu kassieren, wenn man der Meinung des Lehrers widersprochen hat und wenn man weiter dachte als es im Arbeitsblatt stand.
Z.B. hatten wir mal die Aufgabe drei Dinge zu benennen, die für uns Luxus sind und warum sie zu einem guten Leben nicht wichtig wäre. Ein paar Mitschüler und ich haben Macht aufgeschrieben. Das gab dann Punktabzug, weil es ja kein “Ding” im Sinne von einem materiallen Gegenstand war. Die richtige Antwort wäre Porsche, Pool und Villa gewesen.
Ich weiß nicht, ob sich seitdem der Lehrplan verbessert hat, aber bei uns wurde Ethikunterricht so verstanden, das eigenständiges Denken und das erforschen von Themen durch Diskussion und Fragestellung abtrainiert wurde. Es gab die “wahre” Meinung im Lehrbuch und des Lehrers und wer diese nicht teilte wurde bestraft.
Sorry, aber du hattest einfach nur einen schlechten Lehrer. Solche hatte ich auch in Deutsch, Mathe, Geschichte, usw. Das kommt halt immer mal vor. Wenn man jedes Fach, das auch mal von schlechten Lehrkräften unterrichtet wird, abschafft, haben wie gar keine Schulen mehr.
Und der schlechte Lehrer hatte einen Lehrplan. Und dieser Lehrplan sah vor, all diese Themen in 2h pro Woche in einer Klasse mit 30 pubertierenden Kindern durchzunehmen. Das kann nicht funktionieren. So sehr ich die Person des Lehrers auch persönlich nicht mochte, hatte er auch wenig Raum es besser zu machen, abgesehen vlt. von der Benotung. Er hat sich eben genau an den Lehrplan gehalten. Und wenn dann in der Klasse 5 interessierte Schüler sitzen, die zu einem Thema ethisch diskutieren wollen, dann musste er das abwürgen, weil der Lehrplan nur soviel Zeit dafür vorsah.
Ich habe das auch in einem anderen Kommentar hier ausführlicher beschrieben. Ich glaube Ethik als Fach kann nicht in unserem Schulsystem funktionieren. Es braucht viel mehr Zeit und viel mehr Raum. Und es ist viel subjektiver in den notwendigen Lehrmethoden, um auf die individuellen Stände der Schüler eingehen zu können.
Es passt nicht in das Schulsystem und aus meiner Sicht muss es daran scheitern, wenn das Ziel ist, Schüler zum Aufbau eines Wertegerüsts zu befähigen. Und hierhin sehe ich auch eine große Gefahr. Schlechte Lehrer in anderen Fächern können großen Schaden anrichten, weil die Kinder sich dann verweigern mehr zu lernen. Aber das Gelernte bleibt da. Im Fall von Ethik können schlechte Lehrer dazu führen, dass Kinder die vermittelten Werte ablehnen, obwohl sie sie vorher geteilt haben. Es besteht also die Gefahr eines negativen Lernprozesses.
Die besten und wichtigsten Lerninhalte scheitern an einem schlechten Schulsystem mit schlechten Lehrkräften.
Gute Lehrer können zwar teilweise die Nachteile des schlechten Systems ausbügeln, aber davon gibt es viel zu wenige, weil das System an sich eben schlecht und deshalb nicht darauf ausgelegt ist, gute Lehrer zu produzieren.
Unpopuläre Meinung:
Religionslehre gehört in einem demokratischen Staat mit Religionsfreiheit zu den wichtigen Aufgaben der allgemeinen Schulbildung, damit eben nicht allein die organisierten Religionsgemeinschaften die alleinige Deutungshoheit im Leben religiöser Mitbürger haben. Dazu braucht es säkulare, staatlich und eben nicht von den Religionsgemeinschaften selbst ausgebildete Religionslehrer und ein fachwissenschaftlich erarbeitetes Curriculum, das alle großen (sprich: im Staatsvolk hinreichend häufig abgebildeten) Religionen nebeneinander gleich behandelt. Überkommen hingegen ist ein konfessionsgebundener Reli-Unterricht, wie er bisher bestand.
Religionsunterricht im Sinne von unvoreingenommener neutraler Aufklärung über Religion, nicht, wie üblicherweise an deutschen Schulen praktiziert, als Indoktrination durch Personal oder Anhänger einer großen Religionsgemeinschaft, wie Du richtig bemerkt hast.
Für so ein Randthema ist aber eigentlich kein eigenes Fach notwendig, das kann und sollte durchaus im Kontext anderer Fächer behandelt werden. (Geschichte, Gemeinschaftskunde, Philosophie/Ethik)
Ich finde das Argument gut, aber braucht es dafür wirklich die Zeit, die bisher dafür aufgewendet wird?
Angenommen, es sind 12 Schuljahre und Religion hat man erst ab der 3. Klasse…
Das sind dann 10 Schuljahre. 2x45 Minuten pro Woche. Durch Ferien und Feiertage kommen sagen wir mal grob 40 Wochen Schule zusammen. 40x2x45 = 3.600 Minuten pro Jahr, also 36.000 Minuten in 10 Jahren, also 600 Stunden (bzw. 800 45-Minuten-Schulstunden).
Gerade in den hohen Jahrgängen bestand bei mir der Religionsunterricht vor allem darin, Wissen aufzubauen, das ich dann nach dem Abschluss werwerfen konnte. Ich lernte Zeug, von dem ich beim Lernen zu 100% wusste, dass ich es nie wieder brauchen werde.
Warum gibt es eigentlich kein Pflichtfach “Demokratie” in unserem demokratischen Staat, damit man die Deutungshoheit darüber nicht irgendwelchen Extremisten überlässt?
Reli bestand bei mir daraus, defizite zu sammeln. Keine Sau interessiert’s und noch weniger brauchen das ‘Wissen’, welches nach der 8. Klasse vermittelt wird.
Zumindest in BW existiert das Fach “Demokratie”, heißt hier aber Gemeinschaftskunde und enthält neben politischer Bildung auch ein Teil Wirtschaft.
Und das hoch rechnen des Religionsunterrichts, echt jetzt? Wenn man realistisch etwas rüber bringen will ist eine doppelstunde notwendig und ein Thema eines großes Teilgebiets finde ich nicht übertrieben.
Auch ich musste unter schlechten Religionslehrern leiden, hatte aber auch gute und guter Religionsunterricht kann Kontext zu Themen bieten die man sonst nie mitbekommen hätte, aber trotzdem für das Allgemeinwissen und für das Verständnis der Welt sinnvoll sind. Die 10 Gebote in der richtigen Reihenfolge runterbeten gehört nicht dazu, woher der Hass auf Juden kommt aber schon.
Ja, ich rechne das hoch.
Es gab bei uns in 12 Jahren vielleicht 2 pro familia-Tage. Man lernte, dass LGBT existiert und dass es daran nichts auszusetzen gibt. Man konnte “unangenehme” Fragen stellen. Bin froh, dass es das gab. Das sind 6 Stunden insgesamt gewesen.
Es gab in 12 Jahren kein Fach “Demokratie”, das Leute auf sowas wie die AfD vorbereitet hätte. Cool, dass man mich nebenbei darauf vorbereitet hat, nicht auf religiöse Hassprediger reinzufallen. Wenn das doch auch für politische Hassprediger gegolten hätte…
Wenn ich das jetzt 600 Stunden gegenüber stelle…
Vielleicht sollte ein Fach Gemeinschafskunde all das obige tun + Religionen allgemein erklären…
Ich würde dir auf jeden Fall recht geben, dass eine Einzelstunde pro Woche praktisch nicht wirklich nutzbar ist. Wenn man den Religionsunterricht kürzen will, dann würde sich vielleicht eher die Frage stellen, ob man das Fach durchgehend braucht. Man könnte ja z.B. 1-3 Jahre in der Mitte herausnehmen und sagen in der Grundschule gibt es das Allgemeinwissen (Bibelgeschichten, Feste etc) und später gibt es dann nocheinmal einen Block mit kritischerer Auseinandersetzung für alle die das wollen.
Für mich als Agnostiker ist das beste Argument für den Religionsunterricht, dass die Alternative private Religionslehre ist, bei der man sehrviel weniger Übersicht hätte, was denn genau gelehrt wird.
Und du hast recht, dass guter Religionsunterricht definitiv eine Bereicherung sein kann, aber ich würde zumindest die Frage in den Raum stellen ob es dafür halt die Religion braucht. Oder ob man ähnliches Allgemeinwissen und Weltverständnis nicht auch in anderer Form vermitteln könnte.
Man könnte auch ethik unterrichten, in der grundschule. Reicht dann auch.
Unser “Ethik”-Unterricht in der Oberschule bestand darin schlechte Noten zu kassieren, wenn man der Meinung des Lehrers widersprochen hat und wenn man weiter dachte als es im Arbeitsblatt stand.
Z.B. hatten wir mal die Aufgabe drei Dinge zu benennen, die für uns Luxus sind und warum sie zu einem guten Leben nicht wichtig wäre. Ein paar Mitschüler und ich haben Macht aufgeschrieben. Das gab dann Punktabzug, weil es ja kein “Ding” im Sinne von einem materiallen Gegenstand war. Die richtige Antwort wäre Porsche, Pool und Villa gewesen.
Ich weiß nicht, ob sich seitdem der Lehrplan verbessert hat, aber bei uns wurde Ethikunterricht so verstanden, das eigenständiges Denken und das erforschen von Themen durch Diskussion und Fragestellung abtrainiert wurde. Es gab die “wahre” Meinung im Lehrbuch und des Lehrers und wer diese nicht teilte wurde bestraft.
Sorry, aber du hattest einfach nur einen schlechten Lehrer. Solche hatte ich auch in Deutsch, Mathe, Geschichte, usw. Das kommt halt immer mal vor. Wenn man jedes Fach, das auch mal von schlechten Lehrkräften unterrichtet wird, abschafft, haben wie gar keine Schulen mehr.
Und der schlechte Lehrer hatte einen Lehrplan. Und dieser Lehrplan sah vor, all diese Themen in 2h pro Woche in einer Klasse mit 30 pubertierenden Kindern durchzunehmen. Das kann nicht funktionieren. So sehr ich die Person des Lehrers auch persönlich nicht mochte, hatte er auch wenig Raum es besser zu machen, abgesehen vlt. von der Benotung. Er hat sich eben genau an den Lehrplan gehalten. Und wenn dann in der Klasse 5 interessierte Schüler sitzen, die zu einem Thema ethisch diskutieren wollen, dann musste er das abwürgen, weil der Lehrplan nur soviel Zeit dafür vorsah.
Ich habe das auch in einem anderen Kommentar hier ausführlicher beschrieben. Ich glaube Ethik als Fach kann nicht in unserem Schulsystem funktionieren. Es braucht viel mehr Zeit und viel mehr Raum. Und es ist viel subjektiver in den notwendigen Lehrmethoden, um auf die individuellen Stände der Schüler eingehen zu können.
Es passt nicht in das Schulsystem und aus meiner Sicht muss es daran scheitern, wenn das Ziel ist, Schüler zum Aufbau eines Wertegerüsts zu befähigen. Und hierhin sehe ich auch eine große Gefahr. Schlechte Lehrer in anderen Fächern können großen Schaden anrichten, weil die Kinder sich dann verweigern mehr zu lernen. Aber das Gelernte bleibt da. Im Fall von Ethik können schlechte Lehrer dazu führen, dass Kinder die vermittelten Werte ablehnen, obwohl sie sie vorher geteilt haben. Es besteht also die Gefahr eines negativen Lernprozesses.
Die besten und wichtigsten Lerninhalte scheitern an einem schlechten Schulsystem mit schlechten Lehrkräften.
Gute Lehrer können zwar teilweise die Nachteile des schlechten Systems ausbügeln, aber davon gibt es viel zu wenige, weil das System an sich eben schlecht und deshalb nicht darauf ausgelegt ist, gute Lehrer zu produzieren.
Ne Grundschule reicht nicht, in der Grundschule bleibt kaum was hängen.